Schon länger gab es Gerüchte, dass Zuckerbergs Konzern Meta ganz gerne einen Konkurrenten zu Twitter auf den Markt werfen würde. Unter dem Codenamen Barcelona wurde seit einiger Zeit daran gearbeitet und seit gestern ist es fast überall ausgerollt: Threads schickt sich an, Twitter den Rang abzulaufen.

In den ersten 2 Tagen seit Release kann die App bislang rund 70 Millionen Registrierungen verzeichnen. Die Zugangshürde liegt dabei recht niedrig: wer bereits Instagram hat, kann sich problemlos damit bei Threads einloggen und sogar seine Profilangaben von dort importieren. Nutzer haben die Möglichkeit, automatisch denen zu folgen, denen sie bei Instagram schon folgen.

Wie kann ich bei Threads mitmachen?

Die App ist in Deutschland und der EU bisher nur über Umwege zu bekommen, in den Stores kann sie nicht gefunden werden. Doch das heißt nicht, dass deutsche User warten müssen, bis die App auch bei uns in den Stores landet. Mit dem sogenannten Sideloading kann man die App dennoch installieren und nutzen.

Apple

Apple Nutzer können die App mit einem relativ simplen Umweg herunterladen und installieren. In einem Incognito-Browsertab muss man hierzu einfach die URL appleid.apple.com/us besuchen und dort eine neue AppleID mit dem Standort USA erstellen. Keine Sorge, diese benötigt man genau ein einziges Mal.

Nun muss man sich im Apple App-Store ausloggen und mit dieser neuen AppleID einloggen. Hier kann man nun die Threads App downloaden und installieren. Die Profilerstellung ist simpel: einfach mit dem Instagram Account einloggen und auswählen, welche Einstellungen man haben möchte. Fertig. Ab hier kann man sich aus der neuen AppleID ausloggen und wieder zur alten, richtigen wechseln.

Android

Auch für Android gibt es eine simple Methode. Auf der Seite APKpure.com kann man sich die .apk herunterladen. Diese kann man dann einfach öffnen und die App installieren. So etwas ist immer mit einem Risiko verbunden, aber die Webseite gilt gemeinhin als sauber und vertrauenswürdig. Eventuell muss man dem Android Gerät explizit die Installation erlauben, darauf weist einen das Gerät aber hin.

Nach der Installation kann man sich auch hier einfach mit Instagram einloggen und das Profil vervollständigen.

Achtung: diese Webseiten finanzieren sich durch Werbung und es wimmelt davon nur so auf ihnen. Manche dieser Werbeeinblendungen gaukeln einem den Downloadbutton der Webseite vor. Hier ist Vorsicht geboten.

Gut, ich habe Threads…was nun?

Wer Twitter kennt, wird sich in Threads schnell zu Hause fühlen. Es gibt eine Timeline, in der die Textnachrichten, Bilder und Videos der anderen Nutzer zum Abruf bereit stehen. Man kann Nachrichten mit bis zu 500 Zeichen senden und bis zu 5 Minuten Video sind erlaubt. Der Service ist brandneu, entsprechend aktiv ist er auch. Die rund 70 Millionen Nutzer sind ganz schön gesprächig und schon jetzt finden sich die üblichen Social Media Manager der großen Marken ebenso wie viele bekannte Gesichter von Twitter und eben auch Instagram.

Eingewöhnt hat man sich ganz schnell und die App ist bislang schnell, performant und nicht über die Maßen ressourcenhungrig. Es bleibt natürlich abzuwarten, wie sich ein Zuck, der auffällig aktiv und entgegen seinen üblichen Gewohnheiten geradezu Musk-esk mitdiskutiert und postet, hier auswirken wird. Auch, wie aktiv die Plattform nach dem anfänglichen Hype bleiben wird. Auch Facebook war einmal hoch aktiv. Dennoch fällt schnell auf: das Ding hat Potential, denn es kann auf einem Vorteil aufbauen, der bislang jedem Versuch, Twitter den Rang abzulaufenm, gefehlt hat – Meta. Man kann zu Meta stehen, wie man möchte und es finden sich problemlos genügend Kritikpunkte, aber Meta hat, das ist nicht wegzuleugnen, eine enorme, feste Userbase. Da fällt es leichter, mal eben User auf einen “Twitterkiller” zu leiten, als wenn man gänzlich unbekannter Neuling ist, wie es z.B. Vive oder post.news waren.

Das gefällt Musk natürlich nicht und wie aus der Pistole geschossen folgt auch bereits der erste rechtliche Angriff.

Prognose

Für eine ernsthafte Prognose ist es zu früh. Threads hat enormes Potential und ich muss sagen, ich mag die App bislang. Sie macht einen soliden Eindruck und Zuckerberg, obwohl er offenbar hier mehr postet und den Musk macht, als bisher üblich, scheint noch einen weiten Weg vor sich zu haben, um Musk-sche Verhältnisse zu erreichen. War ich eingangs noch zurückhaltend und gelassen, was Musk anging, fallen mir in letzter Zeit mehr und mehr Dinge auf, die ich für die Plattform Twitter und ihre Entwicklung zumindest mal skeptisch einordne.

Die Automatismen und Algorithmen scheinen mitunter völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Selbst als Blue Abonnent kam es vor, dass man zu viel und zu seltsame Werbeeinblendungen sah. Und selbst Blue Abonnenten wurden restriktiert, weil sie für Twitters Automatismen den Verdacht erregten, automatisierte Accounts zu sein. Man bezahlt letztlich dafür, als Bot beschimpft zu werden und für 3 Stunden bis 3 Tage nicht mehr tweeten, replien und faven zu können – Retweets funktionieren aber noch.

Wenn Zuckerberg hier nicht durchdreht und besonnen vorgeht, hat Threads tatsächlich enormes Potential, eine ernsthafte Konkurrenz für Twitter zu werden.

Wer möchte, kann mir gern auch bei Threads folgen, ich bin hier zu finden.

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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