Wann ist ein Mann ein Mann?” fragte bereits Herbert Grönemeyer 1984 in seinem Hit “Männer”. 1984 war die Welt aber auch noch viel simpler. Männer, das waren die mit dem Penis. Heute gelten, wenn es nach der Ansicht Mancher geht, diese viel zu simplen Kategorien längst nicht mehr. Auch Frauen, so die Social Justice Warrior von der LGBTQ+ Front, können Penes haben.

Das ist solange von nur geringer Relevanz, bis wir zum Thema Saunen als Safespaces kommen.

Nun, gemeinhin gilt der Penis in der Biologie als männliches Geschlechtsorgan, die Vulva als weibliches. Penes, und das jahrzehntelang, hatten in explizit als solchen ausgezeichneten Frauensaunen, nichts zu suchen. Dies ist nun den Verfechtern der “Auch Frauen können Penes haben!“-Fraktion ein Dorn im Auge, denn, so deren Argument, das sei diskriminierend gegenüber den Frauen mit Penis. Nun ist das Problem mit “Diskriminierung” ein ähnliches wie mit Rassismus, Nazis und co: wenn alles, was uns persönlich nicht passt, immer direkt mit der schlimmstmöglichen Vokabel etikettiert wird, verliert dieses Label irgendwann an Inhalt und Bedeutung. Wenn alles Diskriminierung ist, ist irgendwann nichts mehr Diskriminierung. Zudem es zweifelhaft ist, ob man sich der Prämisse “Auch Frauen können Penes haben!” wirklich zwingend beugen muss.

Männlich, weiblich, divers, Apachehelikopter und Einhorn – als was fühlt man sich denn heute?

Grundsätzlich ist es, biologisch gesehen, relativ einfach. Penes gelten für so ziemlich sämtliche Tierarten als männliche Geschlechtsorgane, Vulven als weibliche. Die Natur kennt da in aller Regel auch keine unendlichen sonstigen Geschlechter und Zwischenstufen. Hier und da gibt es tatsächliche Zwitterwesen, die sind beides und hier und da gibt es Arten, die können ihr Geschlecht je nach Bedarf sogar selbst ändern. Und dann gibt es noch ein paar Tierarten, die brauchen gar keine Geschlechter, da sie sich asexuell vermehren. Die große Masse jedoch vermehrt sich auf die “althergebrachte” Weise: ein Männchen (das Exemplar mit Penis) befruchtet die Eizellen eines Weibchens (das Exemplar mit Vagina), nach einer je nach Art unterschiedlich langen Tragezeit, gebärt das Weibchen den Nachwuchs entweder in Form eines gelegten Eis oder als Lebendgeburt. Das trifft auch auf unsere Tierrasse “Mensch” zu: wir sind, von Haus aus, lebendgebärende binärgeschlechtliche Lebewesen, sogenannte Säugetiere.

Für den Fortbestand der Gattung Mensch ist es ziemlich elementar, dass Sperma Eizellen befruchtet. Bis zum Aufkommen der modernen Medizin erforderte dies relativ zwingend Geschlechtsverkehr, heute genügen im Zweifel Petrischalen.

In der Biologie ist man sich da in der Regel auch einig. Hat es einen Penis, nennen wir es Männchen. Hat es eine Vulva, nennen wir es Weibchen. Nun gönnen sich, zumindest, soweit wir wissen, außer uns Menschen allerdings andere Tiere auch nicht den Luxus von Genderidentitäten neben dem biologischen Geschlecht. Längst ist die Gleichung Penis = Männchen oder respektive Vulva = Weibchen für Menschen nicht mehr ausreichend. Es ist auch wichtig, als was man sich identifiziert. Das Geschlechtsorgan soll nicht länger definieren, ob man Mann oder Frau ist. Eine komplette Subkultur ist darum mittlerweile entstanden, zumindest, wenn man den SJW und Aktivisten auf Twitter Glauben schenken mag.

Transsexualität in Zahlen

Es gibt Menschen, die in einem für Ihr eigenes Wohlbefinden falschen Körper geboren werden. Das ist für die Betroffenen ein ernstes Problem und verdient es auch, dass wir es ernst nehmen. Es ist und bleibt jedoch, bar jeder Wertung, ein Problem einer Minderheit. Wenn wir uns das für Deutschland anschauen, so reden wir hier von sehr kleinen Zahlen. Unterschiedliche Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, aber keine mir bekannte Studie kommt zu einem höheren Ergebnis als rund 1% der Bevölkerung, die hierunter leiden. Wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind, kann anhand des Richtwertes “Anzahl Verfahren nach dem Transsexuellengesetz” eingeordnet werden: bis 2020 waren dies 32.236. Dies kann man also als groben Mindestwert für die Anzahl von Betroffenen ansehen. Dies wiederum bedeutet: aktuell gibt es also mindestens 32.236 “Männer mit Vulva” und “Frauen mit Penis” in der Bundesrepublik Deutschland.

Es wird sicherlich eine Dunkelziffer an jenen geben, die sich entweder noch nicht klar darüber sind oder sich noch nicht getraut haben, sich offen dazu zu bekennen und den Prozess der Umwandlung zu beginnen. Das werden aber jetzt eher keine Hunderttausende sein. Wir sprechen also von rund 0,04% (bei einer aktuellen Einwohnerzahl der BRD von 83,24 Millionen) aller Einwohner der BRD. Diese Zahl wird später noch wichtig.

Wer soll denn nun in welche Sauna dürfen?

Safespaces, also Schutzräume oder Orte, an denen man sich sicher und geborgen fühlen kann, sind in aller Regel hart erkämpft. Umso unangenehmer wird es, wenn in diese eingedrungen wird. Frauen (Menschen mit Vulva) kennen das Problem seit Äonen, denn sie müssen sich schon seit Menschengedenken vor unerwünschtem Eindringen der Penes in ihre Schutzräume schützen. Sie haben sich die meisten dieser Schutzräume hart erkämpft und sind zu Recht stolz darauf, was sie geleistet haben und erfreuen sich dieser Schutzräume. Und an sich ist es eigentlich auch logisch: wenn Du einen Penis hast, hast Du in einer Sauna, die explizit als Frauensauna ausgewiesen ist, nichts zu suchen. Eigentlich sollte es auch nicht schwer zu verstehen sein, dass Frauen in expliziten Frauensaunen keine Penes haben möchten. Eigentlich. Natürlich belehrte mich Twitter da heute wieder eines Besseren.

Die Vehemenz und streckenweise auch plumpe Naivität, mit der dieses Thema zuweilen diskutiert wird, ist allerdings erschreckend.

@05_hallo_ ist felsenfest davon überzeugt, das wird im weiteren Verlauf der folgenden 20+ Replies klar, dass es das Problem der Frauen sei. Schlimmer gar, die Frauen ohne Penis seien diskriminierend gegenüber denen mit Penis und würden diese allein aufgrund ihrer biologischen Gegebenheiten diskriminieren. Selbst, wenn wir dieser Prämisse folgen würden, was wir natürlich nicht tun, bleibt die Argumentation immer noch Unsinn.

Safespaces sind nicht dazu da, je nach Lust und Laune und Selbstdefinition umgangen zu werden. Es hat nichts mit Diskriminierung zu tun, wenn Frauen ihren jahrzehntelang penisfreien Schutzraum weiterhin penisfrei halten möchten. Effektiv möchten SJW und White Knights wie @05_hallo_ aufgrund arbiträr selbst definierter Gegebenheiten Frauen den hart erkämpften Safespace wieder aberkennen.

Anderes Team, gleiche Methodik

Am Ende bedient sich @05_hallo_ genau der Argumentation und der Methoden, die er/sie eigentlich anprangert und diskriminiert selbst. Denn im Verlauf sagt @05_hallo_ ganz deutlich:

Minderheiten zu diskriminieren ist nicht in Ordnung. Soweit gehen @05_hallo_ und ich ja auch absolut d’accord. Nur bin ich, anders als er/sie, nicht davon überzeugt, dass es in Ordnung ist, Mehrheiten zu diskriminieren. Hier wird wieder eine Zahl wichtig, die wir uns eingangs ausgerechnet haben: 0,04%. Etwa 0,04% aller Bundesbürger sind davon betroffen, nicht in dem ihrem Gefühl entsprechenden Körper geboren worden zu sein. Warum genau sich 99,96% nun diesen 0,04% unterordnen müssen, erklärt @05_hallo_ übrigens nicht. Denn das muss man als einer der Guten nicht. Man ist einer der Guten, man kämpft für die gute Sache. Man hat damit automatisch Recht.

Ich habe diesen Diskussionsstrang im Übrigen 5 meiner Bekannten gezeigt, die transsexuell sind/waren. Jeder von ihnen hatte, von Anfang an, ein klares Ziel – männlich oder weiblich zu werden. Nicht einer davon identifizierte sich als Trans, nicht einer davon wollte eine eigene Kategorie haben und “Trans” als Lebensstil zelebrieren. Ganz im Gegenteil, keiner von ihnen fand diese Transitionsphase besonders geil und erstrebenswert. Alle waren sie froh, als sie endlich damit durch waren.

Und noch etwas hatten alle 5 gemeinsam. Als ich ihnen den Diskussionsstrang zeigte, schüttelten alle 5 den Kopf. Alle 5 waren der Ansicht, Penes hätten in Frauensaunen nichts zu suchen. 3 davon waren mal Männer, 2 Frauen. Keiner davon sieht oder bezeichnet sich selbst übrigens nach wie vor als trans. Das haben alle von ihnen mit erfolgreichem Abschluß der Umwandlung abgelegt und waren froh darüber, jetzt männlich/weiblich zu sein.

Hybris der Wohlmeinenden

Die Hybris der Wohlmeinenden ist indes kaum zu ertragen. Sie fordern Schutzräume für dies, das und jenes und Sonderbehandlung für jede einzelne Identität, die man sich ausdenken kann, haben aber nicht die geringsten Skrupel, vorhandene Schutzräume Anderer in Frage zu stellen oder zu verletzen. Ein sehr typisches Phänomen unter Aktivisten und Wohlmeinenden, vor Allem derer, die sich vornehmlich dem sozialen Kampf auf den Sozialen Medien widmen. Es zählen nur die eigenen Werte, die eigenen Schutzräume, die eigenen Bedürfnisse. Es hat sich auch bitte jeder nach ihnen zu richten, alles Andere ist Diskriminierung. Die Bedürfnisse und Werte Anderer sind indes egal und dürfen im Namen des Guten mit Füßen getreten werden.

Meine Frau (ihres Zeichens ein Mensch mit Vagina und ohne – eigenen – Penis) hat indes eine simple Lösung für das Problem. Wir ändern einfach die Labels. Anstatt von Männersaunen und Frauensaunen zu sprechen, kleben wir einfach Bilder von Penes und Vulven auf die Türen. Wer einen Penis hat, geht in die Penissauna. Wer eine Vagina hat, ist in der Vulvensauna willkommen.

Der Pragmatiker in mir findet diese Lösung genial. Der Realist in mir befürchtet jetzt schon, dass sich genügend woke Weltenretter finden werden, denen auch daran wieder irgendetwas nicht passen wird.

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

2 Gedanken zu „Von Penes und Saunen“

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