Nachdem ich kürzlich erst eine Review zu Hogwarts Legacy gepostet hatte und ich ja von Haus auch Gamer und Teil der Gamingbranche bin, die echte Welt viel zu eklig, schrecklich und unschön ist, als dass ich gerade darüber schreiben möchte und weil mich das Spiel auch einfach gut unterhalten hat, folgt hier die nächste Review: The Last of Us.

Vor zwei Tagen kam auf Steam das Spiel “The Last of Us Part 1” heraus. Es handelt sich dabei um einen Konsolenport: das Spiel erschien im Original im Juni 2013 exklusiv für die Playstation 3. Wer das Spiel nicht kennt, kennt die Geschichte rund um Joel und Ellie vielleicht von der HBO Erfolgsserie, die man in Deutschland z.B. über wowtv (ehemals Sky) streamen kann.

Als Angehöriger der “PC Master Race” besitze ich keine Konsole und habe das Spiel daher nie gespielt. Ein Versäumnis, wie ich nun herausfinden durfte.

Die Story grob umrissen

Wer weder die Serie gesehen hat, noch das Spiel gespielt hat, sollte dies unbedingt nachholen, denn alleine die Story von The Last of Us ist es wert. Eine Pilzinfektion (verursacht durch Cordyceps (genau genommen war dieser Pilz, der nicht wirklich zur Gattung Cordyceps zählt, Vorbild)) macht aus den Menschen gedankenlose, willenlose Zombies.

Als wäre das nicht bereits schrecklich und gefährlich genug: die nicht infizierten Menschen bekleckern sich auch nicht gerade mit Ruhm. FEDRA, die Federal Disaster Response Agency, übernimmt das Ruder und herrscht mit Gewalt und Terror über das, was von der Menschheit übrig blieb. Infizierte werden nicht behandelt: es gibt keine bekannte Behandlung gegen Cordyceps. Übertragen wird die Infektion in aller Regel durch einen Biss durch einen Infizierten. Joel, dessen Tochter in den Anfangsstunden des Desasters durch einen FEDRA Soldaten tödlich verwundet wird, kommt über Umwege in die Verlegenheit, die 14-jährige Ellie quer durch das Land zu eskortieren. Ellie ist immun: sie wurde zwar gebissen, aber außer einer hässlichen Narbe passiert ihr nichts.

The Last of Us – Shaderbuilder und Petting Zoo Simulator mit hohen Ansprüchen

Das Spiel ist nichts für schwache Systeme. Die Systemanforderungen haben es in sich. Schon die Minimalanforderungen sind, in Teilen, relativ happig: das Spiel möchte mindestens einen AMD Ryzen 5 1500X oder einen Intel Core i7-4770K Prozessor und 16 GB RAM. Die Systeme mit weniger als 16 GB RAM sterben zwar nach und nach aus, aber es gibt noch genügend Menschen, die ansonsten auch gar nicht so viel Arbeitsspeicher brauchen. Mit 100 GB Speicherplatzbedarf ist es auch recht storage-hungrig.

Bei der GPU sollte es schon eine NVIDIA GeForce 870 oder 1050 Ti sein, oder eine AMD RX 470 oder RX 6500 XT. Das klingt erstmal nicht besonders heftig, man muss allerdings auch dazu sagen: wer gerade mal die Mindestanforderungen schafft, wird wirklich kein schönes Spiel zu sehen bekommen. Man bekommt das Spiel damit zum Laufen, aber schön ist wirklich anders. Nun sind auch die Reviews auf Steam, Twitter und co. nicht berauschend: viele monieren, dass das Spiel viel zu hardwarehungrig sei und dauernd abstürze. Und die empfohlenen Specs sind zunächst mal auch recht happig: ein AMD Ryzen 5 3600X oder Intel Core i7-8700 sollen es beim Prozessor sein, 16 GB RAM. Bei der GPU sollte man eine Radeion RX 6600 XT oder eine GeForce RTX 3060 mit jeweils 8GB vorweisen können. Das ist schon happig, denn CPUs sind aktuell immer noch ziemlich teuer.

Egal, wie gut das System ist: der erste Start dauert für jeden erstmal eine Weile. Shader wollen gebaut werden und das tut das Spiel ziemlich lange. Je nach System sitzt man daran einige Minuten. Bevor dieser Vorgang beendet ist, empfiehlt es sich nicht, schon einmal drauf los zu spielen. Rekorddauern von über einer Stunde wurden hier bereits im Netz gesichtet…mit Videobeweis.

Das Warten lohnt sich

Wer den Shader-Boss erfolgreich besiegt hat, wird dafür jedoch mit wirklich ausgezeichneten Aussichten und einer zeitgemäß hübschen Grafik belohnt.

Hübsche Aussichten kann das Spiel.

Tatsächlich lohnt sich das Warten durchaus. Das Spiel wartet mit sehr hübschen Aussichten auf und das ist nicht nur in den Cinematics so. Auch die Ingamegrafik selbst kann sich sehen lassen. Ich selbst kann mit den empfohlenen Specs dabei auch nicht komplett mithalten. Mein System sieht wie folgt aus:

ProzessorIntel Core i9-10850K @ 3.60 GHz
RAM64 GB
GPUNVIDIA GeForce RTX 2080 PALIT SUPER 8GB
Auflösung2560 x 1440, 144Hz

Mit diesem System kann ich mit mittleren bis hohen Einstellungen flüssig und stotterfrei spielen. Alles auf Ultra bekommt mein System nicht hin, dafür ist die GPU etwas zu schwachbrüstig. Der Grafikqualität tut dies jedoch für meinen Geschmack kaum bis keinen Abbruch.

Nachfolgend möchte ich das Spiel in der gewohnten Weise bewerten und die einzelnen Bereiche Grafik, Gameplay, Story, Content und Game Mechanics|Riddles|Difficulty näher beleuchten und bewerten.

Grafik

Quietschvergnügt eine Giraffe streicheln? Kein Problem, in The Last of Us geht das.

[5/5] Zur Grafik von The Last Of Us schrieb ich ja oben bereits ein wenig. Das Spiel ist hübsch. Die Grafik kann sich durchaus sehen lassen. Wer ein System ähnlich dem meinen vorhält, kann das Spiel durchaus in hübsch und performant genießen. Insbesondere die Aussichten sind beeindruckend: Raytracing, Sonnenlicht, dass sich in Baumkronen bricht oder im Wasser spiegelt, Dampf, Rauch, Feuer, alles sieht einfach richtig gut aus. Dabei steht die Ingamegrafik den Cutscenes in wenig bis nichts nach. Sicher, ein paar Abstriche muss man machen. Das Spiel ist ein Port: es ist nicht komplett neu und hat schon ein paar Tage auf dem Buckel. Wer hofft, hier nun lebensechte Grafik in Drölf K und co zu bekommen, wird sicher enttäuscht werden. Der muss dann eben mit seiner RTX 4090 ein wirklich neues Spiel spielen.

Gameplay

[4/5] Es gibt einen Glitch, der sehr erfolgreich von der Konsole zum PC mitgeportet wurde. Das ist ebenso lustig, wie schade. Dank Google weiß ich aber nun: man kann diesen problemlos umgehen und das zugehörige Rätsel mit einer Einstellung einfach skippen. Ansonsten hatte ich Glück: ich bin weder auf die ganzen Crashes gestoßen, über die man in beinahe jeder Review liest, noch auf sonstige Fehler. Ich hatte ganz vereinzelte Stotterer und FPS Drops, aber nichts, was in bisher 21 Spielstunden oft genug vorgekommen wäre, um mich ernstlich zu verärgern.

Story

[5/5] Die Story ist großartig. Man könnte meinen, dass “Ein hochinfektiöses böses Zeut rottet die halbe Welt aus”-Settings irgendwann mal langweilig würden. Nicht so bei The Last of Us. Ein paar logische Lücken hier und da und ein paar Dinge, die wenig wissenschaftlich und plausibel klingen, gibt es, klar. Wie in jeder guten Story. Ich bewerte Stories im Großen und Ganzen nach einem Merkmal: wurde ich gut unterhalten? Das hat das Spiel getan. Immersiv, mitreißend, spannend und immer wieder ohne Rücksicht auf Verluste aufzeigend, wozu Menschen fähig sind, wenn die Umstände stimmen.

Content

[3/5] Wenn man durch ist, dürstet man nach mehr. Das ist gut und schlecht zugleich: ein gutes Spiel und eine gute Story führen immer dazu, dass man mehr möchte. Leider liegt das bei The Last of Us aber nicht nur daran, dass Spiel und Story eben wirklich gut sind. Man ist durch Part 1 recht schnell durch. Die Story ist zwar actiongeladen und vollgepackt mit allerlei menschlichen Abgründen und Erkenntnissen darüber, wozu wir fähig sind, wenn die Umstände stimmen, aber da geht mehr. Da muss mehr gehen. Gerade, weil die Story so gut ist und gerade, weil Spiel und Story den Finger exakt und schonungslos auf bestimmte Wunden der menschlichen Abgründe legen.

Game Mechanics, Riddles, Schwierigkeitsgrade

[3/5] The Last of Us ist ein Action RPG/Shooter/Survival Game. Diese Rolle erfüllt es auch gut. Die Rätsel sind damit aber eben auch nicht die treibende Kraft. Man schießt sich durch die Welt, immerhin möchte einem ja auch jeder an den Kragen: Infizierte wie Überlebende zugleich. Survival of the fittest ist angesagt, der Stärkere überlebt. Wer hier gut durchkommen will, muss dafür sorgen, dass jeder Schuss zählt. Dabei hindert eine Einstellung, die per default an ist, ein wenig: das Aim Assist möchte gerne auf den Rumpf zielen. Nicht einmal bei den Überlebenden reicht da ein Schuss und Munition wächst nicht gerade auf den Bäumen. Ich empfehle daher, das Aim Assist direkt auszuschalten und, wie in jedem guten Shooter, auf Headshots zu setzen.

Gimmicks für Zwischendurch – der Animal Petting Simulator als Game im Game

Was ganz niedlich ist: man kann im Spiel allerlei Tiere streicheln. Zum Beispiel einen Hund, aber auch Exoten kommen auf ihre Kosten: Ellie streichelt im letzten Drittel des Spieles quietschvergnügt eine Giraffe. Es gibt relativ viel zu entdecken, dafür, dass The Last of Us im Grunde schon relativ alt ist und einen doch eher linearen Verlauf hat und nur sehr wenige Open World Momente bietet. Vom Streicheln von Hunden, Pferden und Giraffen über das Beobachten von Schmetterlingen und Vögeln bis hin zum Erforschen von Räumen, Umherkicken von Basketbällen und der enttäuschten Erkenntnis, dass man zwar sehr viele Gitarren in dem Spiel sehen, aber keine davon spielen kann, wird Einiges geboten.

Besonders spaßig: im Zusatzcontent “Left behind” bekommt man als Ellie die Möglichkeit, sich mit Riley ein Wasserpistolenduell zu liefern. Wenig später findet man ein Kampfspiel, welches zwar nicht mehr funktioniert, aber durch Rileys und Ellies Fantasie dennoch für eine spannende Runde gut ist. Riley erzählt, wie der Kampf läuft und der Spieler muss als Ellie die entsprechenden Buttons drücken, um den Gegner vernichtend zu schlagen.

Who’s a good boy?

Fazit – Solider Port eines richtig guten Spieles, aber leider zu kurz

Mit 20 von 25 erreichbaren Punkten fährt The Last of Us ein sehr respektables, solides Ergebnis ein. Wer die Reviews auf Steam mal querliest, wird sehr häufig “unspielbar” und “dauernde Crashes” lesen. Ich will nicht behaupten, dass jeder lügt, der das schreibt. Ich kann es aber auch nicht reproduzieren. Auf meinem System, welches in Teilen deutlich schwächer ist als das vieler Negativ-Reviewer, läuft das Spiel gut und flüssig. Zudem Reviewbombing leider auch in großer Mode ist und man sich nicht immer auf die Seriosität einer Review verlassen kann.

Meine Erfahrung ist: das ist ein solider Port, das Spiel ist großartig und läuft auf dem o.g. System flüssig und in ausreichend guter Qualität.

Note: on page 2 you can read the original English review I posted on Steam, if English works better for you 😉

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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