“Mir doch egal, ich seh das so und was Andere sagen, ist mir egal!”

Gut gebrüllt, Löwe. Du bist ein ganz schön hartes, ultrakrasses Exemplar und stehst mit beiden Beinen voll im Leben. Nicht in der Realität, aber immerhin. Sicher, eine eigene Meinung zu haben, den Mut zu haben, diese auch zu vertreten und hinter dem zu stehen, was man so von sich gibt, ist ganz sicher nicht grundsätzlich verkehrt und in jedem Fall schonmal bemerkenswert. Wäre man mit sich alleine auf der Welt, könnte man das auch sicher knallhart und stark durchziehen, ist man aber nicht 🙂

Grundsätzlich ist das schon richtig und gut, an sich stimme ich dem Spruch auch zu und mich persönlich kümmert auch wirklich relativ wenig, was Andere von mir halten, über mich denken und über mich sagen. Leider bin ich aber nicht allein auf dieser Welt und muss mir daher schon Gedanken darüber machen, wie das, was ich tue und sage auf Andere wirkt und viel wichtiger: wie mich das eventuell später einholen und ganz schön beeinträchtigen kann. Sicher, lebe den Moment, genieße den Tag und sei Dir selbst treu. In Maßen ist das, wie so Vieles im Leben, ja auch durchaus wahr und richtig. Je nach Beruf, Branche und Umfeld jedoch ist es unter Umständen sogar immens wichtig, was Andere von einem halten und viel wichtiger noch, was Andere über einen sagen. Der Mensch als solcher leidet nämlich an einem systemimmanenten Fehler im Betriebssystem und glaubt leider Gerüchten und Hörensagen erstmal ganz gern und wenn so ein erster Eindruck, so falsch er auch sein mag, sich erstmal festgesetzt hat, ist der unglaublich schwer bis kaum wieder wegzubekommen, denn so einfach und offenbar problemlos Gerüchte und Unterstellungen sich festsetzen und geglaubt werden, so unglaublich schwer ist es offenbar für die Wahrheit, dasselbe zu tun. Selbst, wenn eine Klar- oder Richtigstellung geglaubt wird, wirklich zu 100% frei von Vorurteilen und “Gschmäckle” ist man danach jedoch nie, es “haftet” einem sprichwörtlich an. “Mir doch egal! Ich bin ich und wer mich und meinen Wert erkennt und schätzt, sieht darüber hinweg bzw. lässt sich von sowas gar nicht erst beeindrucken!”, sagst Du? Du bist lustig. Niedlich sogar. Sicher, das klingt erstmal ganz toll, selbstbewusst und nach ganz schön harter Sau. Leider ist es auch dumm, naiv und gerade, wenn man viel mit Community Management, Social Media, PR, Marketing, etc. zu tun hat, reichlich kontraproduktiv. Wer in einer solchen Branche arbeitet, muss sich dessen bewusst sein, dass so etwas wie ein “geschütztes Privatleben” an der Stelle nicht mehr existiert und egal, was man wo, wie und wann sagt, es wird immer auf den Beruf/die Position zurückfallen. Immer.

Wer im “öffentlichen Interesse” steht – was heutzutage dank Internet- und Youtubeprominenz ein sehr weit gefächerter Begriff sein kann – steht auch unter gesonderter Beobachtung. Wer noch dazu beruflich “das Gesicht” einer Firma, eines bestimmten Produktes oder dergleichen ist, hat eigentlich schon komplett verkackt. Egal, wo man was wann wie zu wem sagt, es wird auf die Goldwaage gelegt und aus jedem nur möglichen – und danach aus allen vermeintlich unmöglichen – Blickwinkel betrachtet werden. Und das hat nicht nur Auswirkungen auf den aktuellen Job, oh noes. Wenns ganz dumm läuft, kann eine “unbedachte Äußerung” einen auf ganz schön lange Zeit hin zur Persona non grata machen und das wiederum kann ganz schön weh tun. Im besten Falle hat man, wenn man ein neues Betätigungsfeld betritt oder sich eines neuen Produktes annimmt, einfach schonmal einen bestimmen Ruf weg. Im schlimmsten Falle jedoch ist man für potentielle neue Arbeitgeber schlicht untragbar, selbst wenn man die Nummer 1 unter den [Berufsbezeichnung einfügen] und der Beste der Besten ist. Ruf, Name und Image sind alles und je nach Branche und Wirkungsbereich leider manchmal wichtiger, als tatsächliche Kompetenz. Deswegen: es ist toll, wenn man es sich leisten kann, eine eigene Meinung zu haben und diese nicht anpassen oder gar verheimlichen zu müssen. Es ist allerdings unrealistisch zu sagen, das ginge in jedem Berufszweig und jeder Branche und es ist auch unrealistisch zu glauben, es genüge, der moralische Sieger zu sein. Ja sicher, der moralische Sieger ist man sicherlich, wenn man seiner selbst und seiner Ansicht sicher ist und sich ehrlich und tatsächlich nicht darum schert, was Andere über einen denken und sagen. Das hilft einem allerdings nur wenig, wenn man als moralischer Sieger nirgends einen Job bekommt oder die Jobs, die man an sich gerne hätte, aus genau dem Grund nicht bekommen kann und somit auf lange Sicht nur die “Ausschussware” der Jobs bekommen kann in einem bestimmten Metier. Und davon, wie gering der Prozentsatz derer, die das nicht nur so dahin sagen, sondern auch ehrlich meinen und sich wirklich nicht darum kümmern, was Andere über sie denken, ist, mal ganz zu schweigen…denn die Meisten, auch wenn sie es sich nicht eingestehen mögen, kümmert es durchaus, was Andere von ihnen halten und wenn es nur ganz bestimmte Andere sind 🙂

Das Fazit? Natürlich kümmert es Dich, was Andere über Dich sagen. Du willst, dass Du in deinem Bereich Chancen hast. Du willst nicht, dass Dir eine unbedachte, dumme Aussage im dümmsten Fall so gut wie ewig nachhängt und Dir auf lange Sicht Jobchancen vereitelt. Es sei denn, Du bist Fleisch- und Wurstwarenfachverkäuferin, da dürfte das wirklich ziemlich egal sein. Aber stell Dich bitte nicht als Community Manager, Social Media Manager, PR/Marketing Manager, Person öffentlichen Interesses, etc. hin und versuche, mir ernsthaft weiszumachen, Dir sei egal, was Andere von Dir denken. Dann kann ich Dich nämlich leider nicht mehr ernstnehmen, selbst – oder gerade? – wenn Du es wirklich ernst meinen solltest 🙂

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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